Eröffnung des Hugenotten- und Waldenserpfades - Wurmberg macht die Geschichte der Hugenotten- und Waldenser erlebbar

Bildergalerie zur Eröffnung des Hugenotten- und Waldenserpfades
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Im Rahmen der Eröffnung des Hugenotten- und Waldenserpfades in der Region um Pforzheim und im Heckengäu bot Wurmberg am Sonntag, 22. April 2012, viel Sehenswürdiges und ein buntes Programm.

Wurmberg zählt zu den zehn Orten in Württemberg, in denen sich die Waldenser unter Führung ihres Pfarrers Henri Arnaud Ende des 17. Jahrhunderts zunächst ansiedelten. Rund 200 Personen aus dem Distrikt Queyras sowie aus Guillestre und Umgebung in den französischen Alpen kamen in die Gemeinde und gründeten 1699 in der "Welschen Gasse" (heute: Pforzheimer Straße) die "Colonie de Luserne et Queiras et Guillestre", die Kolonie Lucerne. Zwei Jahre später stießen weitere ca. 60 Waldenser aus Pragelato (heute Italien) hinzu, die sich zuvor vergeblich um Gründung einer Existenz in Hessen bemüht hatten. Auch der Kaufmann Anton Seignoret, dem die Einführung der Kartoffel in Württemberg zu verdanken ist, wohnte in Lucerne.

Das historische Erbe der Hugenotten und Waldenser im Ort erlebbar zu machen, haben sich die Gemeinde und der Verein „Freunde des Queyras“ zum Ziel gesetzt. Dies gilt für den durch die Gemeinde verlaufenden neuen Europäischen Kulturfernwanderweg im Allgemeinen und dies galt für den Tag der Eröffnung am Sonntag, 22. April 2012, im Besonderen.

Eine Sternwanderung bildete den Auftakt eines abwechslungsreichen Tages in der Gemeinde, der ganz im Zeichen der Geschichte der Hugenotten und Waldenser steht. Um 9.00 Uhr starteten zwei Gruppen vom Waldenserplatz aus, um die Wegstrecke des Hugenotten- und Waldenserpfades auf Gemarkung Wurmberg zu erkunden. „Henri Arnaud“ und „Antoine Seignoret“ höchstpersönlich führten diese Gruppen und wurden von vielen Gleichgesinnten, teils in historischen Kostümen, teils zu Pferd, begleitet.

Eine dritte Gruppe machte sich um 9.30 Uhr vom Brunnen in der Ortsmitte Neubärentals aus auf den Weg. Sie wanderte dabei auf der Strecke einer Wegschleife des Hugenotten- und Waldenserpfades, die von Wurmberg aus über den Ortsteil Neubärental weiter nach Pforzheim führt und in Kleinvillars wieder auf die Hauptstrecke trifft. Geführt wurde die Gruppe von „Johann Jakob Beck“, der sich mit einer Gruppe reformierter Glaubensflüchtlinge aus Bärenthal bei Beuron im Jahr 1721 hier niederließ und Neubärental gründete.
Die Geschichte der Waldenser in Wurmberg ist eng mit derjenigen des Ortsteils Neubärental verknüpft. Die Gründer Neubärentals und die Waldenser bildeten über viele Jahre miteinander eine zweisprachige Kirchengemeinde mit gemeinsamem Pfarr- und Gotteshaus.

Um 10.15 Uhr trafen sich die Wandergruppen in der Wurmberger Ortsmitte auf dem Waldenserplatz beim Waldenserdenkmal. Geschaffen aus Steinplatten aus einem Steinbruch in Rôra (Lusernatal) sowie Bachfindlingen und weiteren Steinen, die in den Gebirgsbächen des Queyras gesammelt wurden, erinnert das Denkmal seit 1991 an die Geschichte der Hugenotten und Waldenser in Wurmberg. Passend zur Einweihung des Hugenotten- und Waldenserpfades wird der Waldenserplatz um eine große Informationstafel ergänzt, die in deutscher und französischer Sprache über das Denkmal sowie die Kirchen und den Friedhof der Waldenser Auskunft gibt.

Den Hugenotten- und Waldenserpfad in Wurmberg erlebbar machen – hierzu wurde am ehemaligen gemeinsamen Pfarrhaus von Wurmberg-Lucerne und Neubärental in der Pforzheimer Straße (gegenüber des Waldenserplatzes) ein geschmiedetes Relief mit Waldensersymbol, Hugenottenkreuz und Schriftzügen angebracht. Die Einweihung dieses neuen Symbols für die Wurmberger Waldensergeschichte war der Höhepunkt der Feierlichkeiten zur Eröffnung des Hugenotten- und Waldenserpfades.

Auf dem Kelterplatz, nahe des „welschen Unterdorfes“, fand dann ein Zeltgottesdienst der Evang. Kirchengemeinde statt. Im Anschluss luden die „Freunde des Queyras“ sowie der Frauen- und Kirchenchor zum gemütlichen Beisammensein mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen ein. Im weiteren Tagesablauf gab es dann auch historische Führungen durch den ehemaligen Ortsteil Lucerne. Dort kennzeichnen künftig kleine Hinweisschilder die Lage früherer Waldenserhäuser. Die Schilder – wiederum in deutscher und französischer Sprache – informieren die Wanderer und Besucher darüber, wer in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in den einzelnen Häusern gewohnt hat und woher diese Personen ursprünglich stammten. Verfügbar sind die Informationen aus einem alten Güterbuch zur Steuerreform aus dem Jahr 1718.

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